SEO
Seek Engine Optimization – Suchmaschinenoptimierung. Leute, die
das machen, das sind die, die dafür sorgen, dass Sie als Internetbenutzer auf
einer bestimmten Homepage landen, ob Sie das wollen oder nicht. Oder haben Sie
sich noch nie darüber gewundert, dass Sie bei Google Herrenschlipse eingegeben
haben und bei Damenunterwäsche herausgekommen sind? Oder Sie suchen einen
Spaten und die ersten zehn Suchergebnisse bei Google beglücken Sie mit
Gartensaunen, Teichanlagen und – Damenunterwäsche! Nicht, dass Sie das dem
Suchergebnis sofort ansehen würden. Nein, da steht durchaus Herrenschlips,
Krawatte, Spaten oder Gartenspaten. Nur wenn Sie die Seite betreten, dann sind
sie weg, eben mal kurz in den Tiefen der Seite verschwunden. 80 Prozent der
Leute verlassen die Seite in diesem Moment sofort. Aber nicht mal die sind für
den Seitenbetreiber verlorene Liebesmüh, denn Google zählt die Klicks auf eine
Seite und jeder Klick hilft, die Seite bei der nächsten Suche noch ein bisschen
besser zu platzieren. Dann kommen noch mehr Leute, die Herrenschlipse oder
Gartenspaten suchen auf die Seite mit der Damenunterwäsche. Die Gartensaunen
und Teichanlagen wollen wir an dieser Stelle jetzt einmal vernachlässigen.
Also 80 Prozent der User verlassen
die Seite genervt sofort, helfen aber ungewollt dem Betreiber, bei der nächsten
Suche besser, das heißt weiter oben in den Suchergebnissen gelistet zu werden.
Ranking heißt das und nur die Suchergebnisse auf der ersten Seite zählen für
den SEO-Profi! Zehn Prozent der User machen sich unverdrossen auf der
Damenunterwäschenseite auf die Suche nach Herrenschlipsen oder Gartenspaten.
Natürlich finden sie weder das eine noch das andere! Aber sie verweilen auf der
Seite, was wiederum Google registriert und beim nächsten Ranking positiv berücksichtig.
Neun von den zehn Prozent verlassen anschließend genervt die Seite, haben aber
ungewollt dem Seitenbetreiber geholfen – siehe oben! Das verbliebene Prozent
beginnt sich langsam für Damenunterwäsche zu interessieren oder klickt auf eine
Werbung für – ja richtig – Gartenspaten oder Herrenschlipse, die zufällig am
linken Rand der Seite auftaucht. Der Klick trägt dem Seitenbetreiber zwischen
zehn und 50 Cent ein, je nach Attraktivität seiner Seite und des geklickten
Angebots. Übrigens wird der linke Rand dreimal häufiger angeklickt als der
rechte – der Gott des SEO weiß warum.
Verbleiben die letzten zehn Prozent
User, die nach Schlipsen oder Spaten gesucht haben. Fünf davon sind Damen, die
auf der Suche nach einem Geschenk für ihren Herzallerliebsten sind. Sie lassen
sich relativ schnell davon überzeugen, dass es für ihren Partner mindestens
genauso beglückend ist, ihn mit hübscher Wäsche zu überraschen, wie mit einem
Schlips oder Spaten. Die anderen fünf sind Herren, die sich von den hübschen
Models, die die verführerische Unterwäsche präsentieren, leicht überzeugen
lassen, auf der richtigen Seite gelandet zu sein, obwohl von Spaten oder
Krawatten weit und breit nichts zu sehen ist. Egal ob sie nun die Seite in
allen Einzelheiten studieren, tatsächlich Wäsche für ihre Liebste erstehen oder
auf die Werbung für ein Seitensprungportal am linken Rand der Seite klicken –
in jedem Fall nützen sie dem Seitenbetreiber. Auf irgendeine Weise, direkt oder
indirekt verdient er Geld an den klickenden Usern.
Ein wichtiger Bestandteil der
SEO-Arbeit ist, neben verschiedenen technischen Details, das keywordoptimierte
Texten. Bestimmte Begriffe – Keywords, Schlüsselbegriffe eben – müssen in
bestimmten Prozentsätzen, am besten auch in Zwischenüberschriften und fett
gedruckt in den Text eingearbeitet werden. Das freut den Google Roboter -
Spider, Spinne heißt der – und er gibt dem Text in seinem Netz, dem World Wide
Web, dafür ein gutes Ranking. Der vorliegende Text zum Beispiel kann als SEO
optimiert für die Begriffe Spaten, Gartenspaten, Damenunterwäsche, Wäsche,
Schlips, Herrenschlips, Krawatte und SEO gelten, denn diese Worte erscheinen in
googleoptimierter Häufigkeit. Jemand, der eine reine Werbeseite erstellt, die
ausschließlich von den Klicks auf
Werbeanzeigen und –banner lebt, könnte ihn prächtig für den Fang von
Internetusern nutzen, die auf der Suche nach Gartenspaten, Herrenschlipsen,
Damenunterwäsche oder SEO-Optimierung sind. Kein Inhalt, nur Klicks auf Werbung
und gutes Ranking – so kann man heute Geld verdienen.
Der Autor dieser Zeilen, er gesteht
es mit Scham im Herzen, verdient gutes Geld mit der Produktion solcher Texte,
denn sie verlangen durchaus sprachliches Fingerspitzengefühl, das ein Computer
und auch viele Computerfreaks, bisher - zum Glück - noch nicht zu bieten in der Lage sind.
Lieber wäre ihm, er würde mit satirischen Texten über SEO Geld verdienen, als
mit SEO Texten über Satire. Aber wer ist schon bereit, dafür pro Text fünfzig
bis hundert Euro abzuliefern?